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IST DER KUNST WEIBLICH?
"Kunst ist geschlechtslos!" bekamen die kosmos.frauen
immer wieder zu hören, als sie 1997 begannen, Raum und Ressourcen
speziell für Künstlerinnen einzufordern. Damit hielt man ihnen
entgegen, es käme nicht darauf an, ob AutorInnen, MalerInnen,
KomponistInnen u.a. männlich oder weiblich seien, denn qualitätsvolle
Kunst setze sich allemal durch.
Da aber nachweislich wesentlich seltener Kunst von Frauen
an die Öffentlichkeit gelangt, impliziert dieser Satz logischerweise
die Behauptung, Frauen würden qualitativ schlechtere Kunst
produzieren. Tatsache ist aber doch vielmehr, dass mann es
in Kunst und Kultur ebenso hält wie in Wissenschaft, Politik,
Religion und Wirtschaft: Männer bleiben lieber unter sich.
Über alle Lager hinweg teilen sie, mehr oder weniger brüderlich,
Macht und Einfluß, Gut und Geld. Studien (wie z.B. die im
Jahr 2000 vom Institut Mediacult herausgegebene "Frauen in
Kultur- und Medienberufen in Österreich") beweisen, dass die
Chancen von bestqualifizierten Frauen auf höhere Positionen
in künstlerisch/kulturellen Bereichen erschreckend gering
sind. Es kann kein Zufall sein, dass Kunst und Kultur in Österreich
sich als hartnäckige Bastionen einer überholten patriarchalen
Gesellschaftsordnung entpuppen: hierzulande werden große Summen
in restaurative Kunst, in Erhaltung und Perpetuierung von
Bekanntem und/oder Vergangenem investiert.
Im Vergleich dazu sind die Mittel, die auf zeitgenössische
Kunst entfallen, auf Innovation, Experiment, Vision und Auseinandersetzung
mit der Gegenwart, äußerst gering. Der daraus resultierende
Mangel an Veränderungswillen bringt mit sich, dass
Arbeiten von Künstlerinnen und Kulturarbeiterinnen - und damit
weibliche Weltsichten - beharrlich der Öffentlichkeit vorenthalten
werden.
Im neueröffneten kosmos.frauenraum kann frau/man täglich
außer Sonntag von 15.00 bis 1.00 aus eigener Anschauung beurteilen,
wie eigenständig, vielfältig, witzig, wie unterschiedlich
und innovativ Inhalte und Ausdrucksmöglichkeiten von Künstlerinnen
sind. Kunst ist ebenso wenig geschlechtslos wie sie ort-
und zeitlos ist.
Barbara
Klein
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