|
Splendour |
|
von Abi Morgan (GB) |
|
Deutsch von Albert Lang und Christian Ruzicska
Österreichische Erstaufführung
Regie: Tanya Denny (AUS) Ausstattung: Andrea Hölzl
Dramaturgie: Beate Sauer (I)
Lichtdesign: Albert Haderer
Es spielen: Barbara Gassner, Claudia Kottal, Elisabeth Prohaska, Wiltrud Schreiner
Vier Frauen im Palais einer europäischen Metropole. Draußen tobt der Bürgerkrieg.
Ein Fototermin mit dem Diktator ist vereinbart.
Seine Frau, ihre vorgeblich beste Freundin, eine ausländische Kriegsfotografin und eine Dolmetscherin warten auf die Ankunft des Hausherrn.
Sie trinken Chili-Wodka, reden über Prada-Handtaschen und harren aus – bis sie allmählich realisieren, dass der Mann nicht kommt und sein Regime gestürzt wird. Unaufhaltsam nähert sich der Kampflärm...
Abi Morgan zeigt in schnellen, scharfen Dialogfetzen, die als sprachliche Loops immer rascher wiederkehren, die Explosion des Bewusstseins angesichts der Katastrophe.
Vor dem Hintergrund blutiger politischer Umwälzungen lässt sie kühl und irritierend beharrlich private Fassaden zerbrechen, balanciert virtuos am Rand des Konversationstones und scheut dabei weder Witz noch Situationskomik.
Das Stück der walisischen Autorin wurde beim Edinburgh Festival mit gleich zwei Preisen ausgezeichnet (Fringe First 2000, Herald Angel Award 2000).
Aufführungsrechte: rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg
Vorstellungen in Bozen:
Theater im Hof/Bozen 24.09. - 04.10. (Mi-Sa) | 20:30 Uhr
www.theaterimhof.it
Prada, Gucci und Bürgerkrieg
Die Vase zerbricht. Zum vierten Mal, und mit dem Klirren des rubinroten Stückes beginnt auch die Aufführung "Splendour" von Abi Morgan jedes Mal erneut - mit gleichen Wortfetzen, in der Bewegung verharrenden Körpern und bewusst belanglosen Dialogen von vier Frauen. Das unterschiedliche Quartett trifft aufeinander, während sie auf einen Diktator warten.
Die kühle Fotografin (Barbara Gassner) wird von der grellen Diebin
(Claudia Kottal) als Dolmetscherin begleitet, die Gastgeberin und
Ehefrau des Politikers (Wiltrud Schreiner) begrüßt die Besucherinnen mit ihrer verschrobenen Freundin (Elisabeth Prohaska).
Draußen herrscht Bürgerkrieg. Drinnen bewegt sich die illustre Gesellschaft auf einem gläsernem Pfad, der sich im Bühnenbild, in Form von durchscheinenden Wänden, effektvoll widergespiegelt. Geigenklänge
weichen zunehmend Gewehrsalven, Sticheleien über Prada-Handtäschchen und Netzstrumpfhosen ersticken unter der allzeit gegenwärtigen Frage: Wird
der Diktator noch kommen? Ist er bereits geflohen?
Tief ist die Unsicherheit, die in den Frauen wächst und sie an allem
zweifeln lässt. Als die Schüsse immer bedrohlicher werden, es zudem immer kälter wird und hinter der Bühne sogar Schnee fällt, fröstelt nicht nur dem Publikum - zwei Frauen verlassen die Bühne. Zurück bleibt die Fotografin und im Visier ihrer Kamera die Diktatorsgattin: "Drücken
Sie ab."
Vor der blutigen Kulisse politischer Umwälzungen ist es der Waliserin
Abi Morgan gelungen, den vier Damen nicht nur eine ausweglose Tragik,
sondern auch eine groteske Komik zu verleihen. Einem rhythmischen Gesang
gleich, untermalen die perfekt abgestimmten Monologe das Schicksal jeder einzelnen.
Petra Tempfer, WIENER ZEITUNG, 16.10.2008 |
|
|
|
|
|