Titel: Bühnenreife durch das Leben

Vier Generationen von Frauen machen Theater aus der Erinnerung

von Karin Mück

Sie sind keine Profi-Schauspielerinnen - und können doch mit ihrem Auftritt auf einer Bühne faszinieren. Denn sie erzählen - wahre - Geschichten. Aus der Erinnerung. Nach der Produktion "Wenn ich mir was wünschen könnte" im Jahr 1999 treten die Damen des Erinnerungstheaters Wien ab 17. Mai im kosmos.frauenraum auf. Unter dem Stück-Titel "Mutter, wie weit darf ich reisen?" wird das komplexe Beziehungsgeflecht zwischen Müttern und Töchtern aufgearbeitet.

In Rahmen einer neunmonatigen Arbeit sind aus den erzählten Erinnerungen verschiedenste Szenen entstanden, die von vier Generationen, die jüngste Akteurin ist zwölf Jahre, die älteste 80 Jahre, präsentiert werden. Ergänzt wird dieses lebensnahe Spiel durch Musik von der Cellistin Lisi Naske. Einziger Mann im Ensemble ist Maurus Mosetig, er entwarf das Bühnenbild, Kostüme stammen von Gundi Bachler.

NEUE ERINNERUNGEN Begonnen hat Regisseurin Michaela Schwind - sie arbeitet jetzt im Team mit Doris Harder - ihre Form von Theaterarbeit in Altenheimen. "Die dort im Rahmen von Sozialarbeit gehörten Geschichten waren dann so spannend, dass ich sie auf eine Bühne bringen wollte." Via Radio fanden sich Frauen - und dann ging's los. "Anfangs war das nicht einfach", erinnert sich Schwind an ihre Angst, von den älteren Frauen "eben nur als Tochter gesehen zu werden". "Zusätzlich schwankten die Vorstellungen von der Produktion zwischen dem Stil der Löwingerbühne oder der Josefstadt. Und dann war alles anders. Sie haben gemeint, es is' ein bissel komisch, aber wir machen's." Der Erfolg brachte Selbstvertrauen. So viel Vertrauen, dass eine der Frauen, eine Bäuerin, für die die Fahrt nach Wien eine Weltreise gewesen war, nach London zu einem Auftritt mitreiste und einen Verwandten, den sie zuletzt als Baby gesehen hatte, wiedertraf. Und das ist bereits eine neue Erinnerungsgeschichte.

 

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Ausgabe 16.5.2001, S.13