1 Jahr Kosmos.Frauenraum

Seit Mitte Mai 2000 können Frauen (und Männer) im Kosmos.Frauenraum Programm von Frauen für Frauen (und Männer) geniessen. Was in Zahlen bedeutet, dass es 200 Veranstaltungen mit 12.000 ZuseherInnen gab. Was, so die Leiterin Barbara Klein, enorm sei für ein Haus, das gerade erst aufgesperrt hat. Normalerweise dauert es bei dem grossen kulturellen Angebot in Wien sehr lange, bis sich eine neue Bühne etabliert hat. Das Kosmos kann aber auch eine "hervorragende Publikumsbeteiligung" aufweisen. Dies zeigt sich etwa bei der Reihe "Histörrische Frauen" derart, dass viele nachher noch mit den Darstellerinnen diskutieren möchten.

Kritik am Kosmos sieht Klein als Ausdruck dessen, dass ein Haus, welches sich gesellschaftspolitisch positioniert, eben nicht jeder/m recht sein kann. Trotz erfolgreicher Konzeption begleiten das Kosmos finanzielle Schwierigkeiten - was Klein darauf zurückführt, dass Frauenkunst immer noch als weniger förderungswürdig gilt. Wobei die zuständigen Stellen in Wien (die Magistratsabteilungen 7 und 57) sehr unbürokratisch und unterstützend agieren, sich im Bund aber niemand wirklich zuständig fühlt (also weder die Kunstsektion noch der Frauenminister).

Die Regisseurin Corinne Eckenstein hat hier zwei Produktionen gemacht und ein ganz neues Publikum erlebt - vor allem Frauen, die sonst selten ins Theater gehen. Die andere Art der Arbeit hat ihr selbst Aufschwung gegeben. In Wien gibt es zwar ein grosses kulturelles Angebot, aber wenig Platz für freies Theater. Auch in dieser Hinsicht unterscheiden sich die Bedingungen im Kosmos positiv vom Herkömmlichen. Grösse und Ausstattung bieten hier auch viele Möglichkeiten der künstlerischen Darstellung. Leider muss Eckenstein jedoch feststellen, dass das gebotene Programm medial zuwenig gewürdigt wird.

Silvia Both ist seit langem Tänzerin und Choreografin und schätzt am Kosmos die Offenheit und die "tollen Garderoben". Obwohl frau/mann nach dem Tanzauftritt verschwitzt ist, gehören Duschen ansonsten keineswegs zur Standardausstattung (anders im Kosmos). Sie fungiert seit Oktober als Tanzkuratorin und plant für den nächsten Jänner ein Festival mit vor allem österreichischen Künstlerinnen.

Gerhard Ruiss von der IG AutorInnen unterstützte das Projekt schon zu jenen Zeiten, als die feuchte Baustelle des "Rondell" im 1. Bezirk besetzt wurde, um Räumlichkeiten für Frauenkultur durchzusetzen. Damals wurde das erste Programm erstellt und aufgeführt. Dass Frauen Raum brauchen, ist für ihn eine unveränderte Forderung. Geändert haben sich allerdings die Rahmenbedingungen: eher zum Negativen auf Bundesebene, eher zum Positiven in Wien. Die Kürzungen im Kulturbereich führen zu Kündigungen und zu einer Reduktion des Angebotes, was aber wiederum den Rechtfertigungsdruck für den Empfang der noch erhaltenen Subventionen verschärft. Manche "popularisieren" die Programme als Ausweg, was für Ruiss ein Schritt in die falsche Richtung ist.

Was wird es in der nächsten Zeit im Kosmos geben? "Mutter, wie weit darf ich reisen?" ist ein Stück des Erinnerungstheaters mit Schauspielerinnen zwischen 10 und 80 Jahren. Dabei geht es, passend zum momentan laufenden Zyklus, um die Beziehungen zwischen Müttern und Töchtern. Und um den Freiraum, den Mütter ihren Töchtern zugestehen. Im Herbst wird beim Zyklus "Denk.Art" unter anderem eine Aufführung der "Vagina-Monologe" stattfinden. Je eine Woche wird Gudrun Ensslin und Ulrike Meinhof gewidmet sein.

Gefragt nach der Kritik am Kosmos, meint Barbara Klein, dass viele Frauen an der Entstehungsgeschichte beteiligt waren. Ihre Kraft und ihr Engagement waren damals unverzichtbar, aber es konnte dann halt nicht jede einen Job im Kosmos bekommen. Sicherlich seien auch "viele Verletzungen" passiert. Konkret wird unter anderem der Vorwurf erhoben, eine der Mitarbeiterinnen habe gegen eine ehemalige Lebensgefährtin Gewalt ausgeübt. Klein will dazu nichts sagen, weil das nichts mit der Arbeit des Kosmos zu tun hat.

Schliesslich hält die neue SPÖ-Gemeinderätin Sonja Kato ihre erste "Eröffnungsrede", als die neue Webseite von Kosmos präsentiert wird. Die Grazer Frauenfirma MaVa Webdesign hat eine mit einer Datenbank verbundene umfassende Seite konzipiert. Von der Online-Kartenbestellung bis zum Download von Musikstücken soll alles möglich sein, wenn die Seite innerhalb der nächsten Tage - unter der alten Adresse http://www.kosmos.frauenraum.at - freigeschalten wird. Für alle, die den Jahrestag mitfeiern wollen, gibt es heute am 15.5. ab 19 Uhr ein umfassendes Programm (Siebensterngasse 42, 1070 Wien).

Text & Bilder: Alexandra Bader