Kunstraum für "weibliche
Weltsichten"
"kosmos.frauenraum" feiert seinen ersten
Geburtstag. Viel Freude aber auch Kritik.
dieStandard.at
16.05.2001
Der
"kosmos.frauenraum" - Veranstaltungszentrum für Kunst und Politik -
feierte am Dienstag den ersten Geburtstag. Noch vor der Pressekonferenz war die
Zukunft der Kulturstätte ungewiss. Immerhin steht der
"kosmos.frauenraum" sechs Wochen vor der Sommerpause "mit keinem
Groschen Geld da", so die Leiterin Barbara Klein. Doch eine Stunde vor dem
Pressetermin brachte eine Zusage von zwei Drittel der im Jahresbudget 2001
derzeit fehlenden 2,5 Millionen Schilling von Kulturamtsleiter Bernhard
Denscher (MA7) Erleichterung. Der Bund reagierte hingegen nicht auf den
"Hilfeschrei" der Kosmos-Frauen. Grund für die Geldnot ist der Umbau,
der 14 Millionen Schilling gekostet hat und Mehrkosten in der Höhe von 1,8
Millionen Schilling.
200 Veranstaltungen
Barbara Klein zeigt sich mit der Leistung des Hauses
zufrieden. Immerhin kann frau auf 200 Veranstaltungen verweisen: Ausstellungen,
Theater- und Tanzproduktionen, Performances, Clubbings, Lesungen, Diskussionen.
12.000 ZuschauerInnen kamen in die Siebensterngasse. "Das ist eine enorme
Zahl für ein Haus, das neu aufgesperrt hat", so Klein. Auch die Regisseurin
Corinne Eckenstein und die Tänzerin Silvia Both lobten die angenehmen
Produktionsbedingungen und die Professionalität des Hauses.
Kritik
Aber das letzte Jahr zeigt nicht nur eine rosige Bilanz
eines "Frauen-Kulturraumes". Ehemalige Mitarbeiterinnen sparen in
einer Internet-Diskussion
nicht mit Kritik an "kosmos.frauenraum" und der Leiterin. Barbara
Klein auf Anfrage von dieStandard.at dazu: "Es waren sehr
viele Frauen beteiligt, die für die Umsetzung dieses Raumes notwendig waren.
Die die Speerspitze waren, für das was danach kam. Wir konnten nicht alle
beschäftigen. Was zu vielen Verletzungen führte. "
Auch eine Diskussion über "Gewalt" führte zu
"kosmos". Klein: "Dazu kam die Anschuldung einer Frau aus dem
Ausland, die einer Mitarbeiterin Gewalt vorwarf. Ich habe mich geweigert
Richterin zu spielen. Ich habe keine Ausbildung dafür. Wir sind auch nicht ein
Frauenhaus für geschlagene Frauen, sondern ein Kunst- und Kulturprojekt. Es
muss eine Abgrenzung stattfinden. Ob sich die Beteiligten vergleichen oder
bekämpfen ist nicht Sache des kosmos-frauenraums.", erklärte Klein.
Professionelle
Mittelbühne
Und als Kunst- und Kulturprojekt will frau sich jetzt als
professionelle Mittelbühne profilieren. Dass da kein Platz für alle ist, ist
systemimmanent. Aber auch künftig steht 1x im Monat jeder Frau/Mann ein
"frei.raum" zur Verfügung, zur Präsentation aller Kunstsparten.
"gemein.gut" bietet 1x im Monat gratis einen Raum für Veranstaltungen
von Frauenprojekten.
Mit der angekündigten Finanzhilfe sehen die
"kosmos-Frauen" positiv der Zukunft des Hauses entgegen. Mit einem
Blick auf die neu gestaltete Homepage kosmos.frauenraum.at, einem Fest mit Vernissage und
Ausstellung von Magdalena Frey und Heide Pichler sowie einer Podiumsdiskussion
bekannter DJ-Frauen (Handke, E.Indigo) mit anschließender DJ-Line feierte
"kosmos" den Erfolg. (pd)