Es ist zum Platzen mit den Plätzen in Wien. Piazzas kennt die Stadt nicht,
nur Plätze, die aus allen möglichen Gründen nicht verbaut wurden, aber nie
mit dem Motiv, sie dem Stadtbewohner zwecks Genusses zu widmen. Der Helden-,
Josefs- und der Michaelerplatz dienen dem Ruhm der Habsburger, der
Stephansplatz gehört Gott, der Karlsplatz ist ein Zustand, und der Rest ist,
grob gesprochen, als Parkplatz, Kreis- oder dem Schienenverkehr (Praterstern
und Schwarzenbergplatz) gewidmet. Wenn "Sitz, Platz!" unter freiem
Stadthimmel ein Vergnügen ist, dann zuvorderst immer für Vier- und dann erst
für Zweibeiner und meistens auch nur ein schattiges: in engen Gassen. Ein
paar Ausnahmen gibt's aber. Plätze aus Architektur-Lehrbüchern sind das zwar
auch keine, sondern meistens nur Baulücken oder Dokumente städtebaulichen
Versagens. Aber in der Not nimmt der Wiener auch auf solchen Örtchen Platz.
Zum Beispiel in der Josefstadt. Sie hat vor der Piaristen-Kirche einen schönen
Platz, der aber auch keiner wirklicher, sondern eine Wucherung der
Piaristengasse hinein zwischen die Piaristenschule und -kirche ist. Echte
Plätze im Achten sind der Benno-, Albert-, Schlesinger- und Hamerling-Platz,
von bunt belebten Piazzas sind sie aber alle so weit entfernt wie der
Roosevelt-Platz von der Piazza Navona. Nur der Josefstädter J. M.-Hauer-Platz
ist quirlig urban: Man sitzt heraußen im Café Hummel oder vis-à-vis beim
Italiener, steigt aus der Bim oder muß beim Shoppen in der Josefstädter-Straße
einfach vorbei. Der Platzhirsch "Am Hummel" hat in Wien-Neubau aber
jetzt Konkurrenz bekommen: Die Ecke Siebenstern/Kirchengasse mausert sich
immer mehr zum Platzerl, das vor Leben nur so platzt. Sechs Lokale, drei mit
Schanigärten, gibt es schon. Und jetzt stößt noch der Kosmos FrauenRaum dazu.
Wien-Neubau ist um ein heißes Pflaster reicher.
|