DER
STANDARD, 03. März 2001
KULTURSCHAU |
Peter
Marboe bilanziert für die Zukunft
Nach dem
25. März nicht mehr Wiener Kulturstadtrat zu sein, kann sich Peter Marboe (VP)
kaum vorstellen: Wenn er, wie bei seiner Bilanzpressekonferenz über die letzten
51 Monate (in denen es 51 Reformen und Reförmchen gegeben hätte), sein Programm
für die Zeit nach der Wahl darlegt, verwendet er schlicht den Indikativ:
"Wir werden den Klangbogen ausgliedern." Zudem sollen Kunst im
öffentlichen Raum und Musikerziehung stärkere Beachtung finden. Ungewohnt hart
ins Gericht ging er mit der FP: "Wenn die Freiheitlichen etwas in der
Kulturpolitik zu reden hätten, wäre Wien eine Stadt mit weißen Flecken. Denn es
gäbe kein Museumsquartier, kein Schönberg Center, kein neues Stadtarchiv, kein
Integrationshaus und keinen Jazzklub Porgy & Bess." Obwohl er sich,
wie Marboe beteuerte, gegen sprachliche Verrohung in der Politik verwahre,
bezeichnete er die Grünen, die sich für Subventionsdruck und Kulturintervention
aussprechen würden, als "durchgeknallt": "Ich will keine
Re-Ideologisierung des Kulturressorts!" Und: "Ich bin stolz, ein
Bürgerlicher zu sein mit einem solch offenen Weltbild." Stolz ist er auch
auf das Geleistete: Drei-Jahres-Verträge, Politikerklausel, Filmfonds-Reform,
Nestroy-Preis etc. (trenk)
Frauen fordern Gleichbehandlung
"Frauen
fördern! Fordern Frauen" lautete das Motto einer Pressekonferenz im Wiener
Kosmos Frauen Raum. Denn laut einer Studie von Monika Mokre sind zwar 30
Prozent der Absolventen von Instrumentalstudien weiblich, aber nur ein Prozent
der Philharmoniker und drei Prozent der Symphoniker. 50 Prozent der Absolventen
von Kunstuniversitäten, aber nur acht Prozent ihres Lehrpersonals sind
weiblich. Und von den künstlerischen Leitungspositionen sind bei den
Bundestheatern überhaupt keine, bei den Stadt- und Landestheatern 13 Prozent,
den Wiener Groß-und Mittelbühnen 33 Prozent von Frauen besetzt.
© DER STANDARD, 3./4. März 2001