DER STANDARD, 02. Dezember 2000
"Im Sommer geh' ich schwimmen, im Winter lauf' ich
Schlittschuh."
Wien - Das deutsche Mädel mit den goldigen
Haaren, das im kosmos.frauenraum ganz
"ordentliche" Sätze spricht ("Im Sommer geh' ich schwimmen, im
Winter lauf' ich Schlittschuh."), ist völlig nach des Führers Geschmack. Resch
ist es, nicht allzu klug, ein zünftiges Münchner Madl eben. Sein Name: Fräulein Braun, Eva Braun.
Die Kurzszenen, die in Ulrich Hubs "Stück für
eine Komödiantin und einen deutschen Schäferhund" Hitlers lange
verschwiegener Geliebten phrasenhaft auf den Leib geschrieben und in den Mund
gelegt werden, skizzieren aber weit mehr als Brauns Leben in der hinteren
Reihe: Es umreißt das vom Regime gewünschte "Wesen der deutschen Frau":
der Mitläuferin, deren Rücken als Schuhabstreifer den Männern diente, der
Gebärenden und Unterhalterin.
Kalkulierende Täterin
Maria Hofstätters deutsches Mädel im geblümten Kleid
wandelt sich auf dem Weg von der Göre zu Hitlers Frau kurz vor dem gemeinsamen
Tod vom naiven Opfer zur kalkulierenden Täterin. Befreit sich nach und nach vom
zugespitzten Klischeebild.
Dietmar Nigsch als geschniegelter Schäferhund dreht
mit seinen absurden Unterbrechungen den Abend ins unheimlich Groteske. Jeglichem
Voyeurismus wird dadurch der Garaus gemacht.
Stephan Hilpold
Kosmos Frauenraum, 7., Siebensterngasse 42, Kartenreservierung und
Informationen: 523 12 26. 20.30
© DER STANDARD, 2./3. Dezember 2000
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