DER STANDARD, 21. September 2000
"Histörrische
Heldinnen"
Wien
- Poetisch, biografisch und bildhaft vollzog sich die Annäherung an Ingeborg
Bachmanns Leben (1926- 1973) vergangenen Montag im neu geschaffenen
Kosmos-Theater. In der Reihe "Histörrische Frauen" zollt der
"frauen.raum" noch bis 30. Oktober jeden Montag vergessenen,
verkannten, berühmten und historischen Frauen Tribut: Päpstin Johanna I., Edith
Piaf, Lina Loos, Rosa Luxemburg und Elfriede Gerstl. So verschieden diese
Frauen auch waren, so eint sie ihr Widerstand. Sie alle haben Geschichte
geschrieben. Sie alle haben sich in ihren Lebensweisen den allgemein gültigen
Regeln der Gesellschaft widersetzt. Sie alle haben revoltiert gegen die von
patriarchalen Gesellschaftsordnungen oktroyierten Werte, haben ihr Leben
gelebt, ihre Ziele verfolgt und eindeutig Position bezogen. Sie waren störrisch
- histörrisch.
Nächsten Montag erfährt "man" mehr über
Johanna - nicht von Orléans - von Ingelheim: ein Mädchen aus ärmlichen
mittelalterlichen Verhältnissen, welches von der Geschichtsschreibung
sorgfältig übergangen wurde. Stur und überdurchschnittlich intelligent, wie sie
war, lernt sie heimlich lesen und schreiben. Als Mann verkleidet (später durch
eine Fehlgeburt mitten am Petersplatz enttarnt) tritt "Johann" in ein
Kloster ein, wird Priester(in) und im Jahr 853 schließlich zum Papst/zur
Päpstin gekrönt. Johanna war die erste und bislang einzige Frau in diesem
Kirchenamt. Vielen ist ihr Name geläufig, ihre Biografie aber (weitgehend)
unbekannt. Bei der Lesung am 25. September erfährt das Publikum mehr. (buch)
Kosmos frauen.raum, 7., Siebensterngasse
42, Karten: 523 12 26. 20.30
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21. September 2000