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Wer war Ulrike Meinhof?
Dana Csapo, Julia Köhler, Lisa Rozmann

 

Die Theatergruppe KINETIS begibt sich im kosmos.frauenraum auf die Spuren einer vielschichtigen Persönlichkeit und zeichnet anhand von Originaltexten und Klangräumen ein Charakterbild der gelernten Journalistin und RAF-Mitbegründerin.

 

Verzweifelt über die politische und gesellschaftliche Situation verlässt Ulrike Meinhof ihre Kinder und geht in den Untergrund, um die Rote Armee Fraktion (RAF) mitzubegründen...

In Originaltexten und Klangräumen lassen Dana Csapo und Julia Köhler die Zeit und die Umstände der Person Ulrike Meinhof erfahrbar und nachvollziehbar werden.

"Ich habe keine Lust mehr ein Autor zu sein, der die Probleme der Basis, z. B. der proletarischen Jugendlichen in den Heimen, in den Überbau hievt, womit sie nur zur Schau gestellt werden, dass sich andere daran ergötzen, zu meinem Ruhm. Das ist wirklich mein Problem. Ändern wird sich nur etwas, wenn die Unterdrückten selbst handeln. Wer sie dabei unterstützen will, muss es praktisch tun, muss den Unterdrückten selbst helfen, sich zu organisieren, zu handeln, ihre Forderungen durchzusetzen ... Es kommt darauf an, selbst mitzumachen. Was ich vorhabe, ist politisch zu arbeiten. Es ist nur konsequent und ich zum Glück noch nicht so korrupt, dass ich es nicht noch ticken konnte."

KRITIK
Eine Frau steht in völliger Dunkelheit auf der Bühne – die von ihr verkörperte Figur mußte die ersten elf Jahre ihrer Kindheit in Hitlerdeutschland verbringen: und so steigt ein Pandämonium an Geräuschen empor zu einer akustischen Quintessenz des Dritten Reichs in drei Minuten; und wenn gleich darauf Heinz Erhards musikalische Aufforderung „Laßt uns wieder vertragen“ ertönt, reagiert man äußerst unverträglich darauf.
Das ist nur ein erstes Beispiel für eine Reihe von geschickten und geglückten Regieeinfällen in der Handhabung authentischer Tondokumente. Ebenso eindrucksvoll und zugleich schlicht präsentiert sich die Bühne selbst:
Zeitungsblätter von „Bild“ und „Welt“ pflastern den Boden und grenzen das Aktionsfeld für die Schauspielerin ab; auf drei kleinen Podesten hingegen finden sich Requisiten, die auf drei Lebensbereiche der Ulrike Meinhof hindeuten – rechts zwei Teddybären als Zeichen für ihre beiden Kinder; im Hintergrund eine Schreibmaschine zur Kennzeichnung ihrer journalistischen Tätigkeit; links schließlich eine Pistole zu der sie greifen wird, nachdem ihr das Schreiben gegen ein repressives System als keine Lösung mehr erscheint.
Dana Csapos Inszenierung läßt Meinhofs Entwicklungsweg in seiner logischen und unausweichlichen Konsequenz nachvollziehbar werden und bietet – nicht zuletzt dank einer kongenialen Julia Köhler - engagiertes politisches Theater, das keinen kalt läßt.