Ein Diskurs über Globalisierung und
Widerstand
Globalisierung ist zum politischen Schlagwort geworden. Die
neoliberale Ideologie redet von der Unausweichlichkeit der
ökonomischen und politischen Sachzwänge. Diese Entwicklungen
haben direkte Auswirkungen auf die Bevölkerung. Der Staat
entwickelt sich von einem Sozialstaat zu einem Wettbewerbsstaat.
Globalisierung ist aber nicht nur ein ökonomischer Prozess,
sondern beinhaltet eine ganze Palette von politischen, ökonomischen
und kulturellen Änderungen. Globalisierung ist auch nicht
geschlechtsneutral - sie ist ein Projekt ökonomischer
und politischer Männereliten. Die bestehenden Geschlechterverhältnisse
werden ausgenützt. Der Abbau sozialer Rechte verändert
den politischen Raum von Frauen. Die globale Restrukturierung
redet nicht über soziale Reproduktion.
Mit der verstärkten Integraton von Frauen in den Erwerbsarbeitsmarkt
haben sich aber die starren Grenzen von öffentlich und
privat ebenso wie die geschlechterspezifischen Zuschreibungen
dieser Sphären ausgelöst. Ein gut ausgebauter Sozialstaat
half bis jetzt in vielen Ländern, die Rolle der Frauen
bei der Betreuung von Kindern und Älteren wenigstens
zu thematisieren und teilweise zu regulieren. Dieser Sozialstaat
wird jetzt abgebaut.
Dagegen regt sich der Widerstand - von neuen sozialen Bewegungen,
von der Zivilgesellschaft, von der Frauenbewegung, von WissenschafterInnen,
von internationalen Netzen.
Globalisierung braucht Gestaltung - unter diesem Schlagwort
operiert ATTAC Austria: Als Reaktion auf die durch Spekulationen
ausgelöste Finanzkrise in Südöstasien wirde
im Dezember 1997 ein Aufruf zur Kontrolle der Finanzmärkte
publiziert. Vier Jahre später ist ATTAC bereits in 32
Ländern Afrikas, Amerikas und Europas aktiv. In weiten
Bereichen blieb aber die Kritik von ATTAC genderinsensitiv
und männerzentriert. Deswegen wurde feministATTAC gegründet
- für eine feministische Analyse.
Eine Initiative, die ebenfalls Ausdruck dieses Willens ist,
ist das Volksbegehren Sozialstaat Österreich, das zwischen
dem 3. - 10. April 2002 zur Unterschrift aufliegt. Es richtet
sich gegen die gegenwärtige unsoziale Regierungspolitik
und zeigt neue Lösungen für die sozialen Änderungen
des 21. Jahrhunderts - Wandel der Erwerbsarbeit, Gleichstellung
der Geschlechter, Migration, Alterung - auf.
Die Vernetzung "Schlaflose Nächte" - Ein österreichweiter
Zusammenschluss von 140 Fraueneinrichtungen - umfasst eine
Infrastruktur, die österreichweit zu Gewalt gegen Frauen,
zu feministischer Bildung, zu Arbeitsmarktchancen, zu Rechten
von Migrantinnen u.v.m. arbeitet. Im Bemühen um den Erhalt
der Fraueneinrichtungen geht es um einen frauenpolitischen
Kampf.
Bei WIDE (Women in Development Europe) handelt es sich um
ein seit 1985 bestehendes Netzwerk im entwicklungspolitischen
Zusammenhang. Seit einigen Jahren haben sich in Nordamerika,
Australien und Europa entwicklungspolitische Initiativen,
Frauenorganisationen, Gewerkschaften etc. in der Clean-Clothes-Kampagne
zusammengefunden, um für eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen
in der internationalen Bekleidungsindustrie zu kämpfen.
Wie schaut die Neugestaltung von Globalisierung in Theorie
und Praxis aus? Diskutieren Sie mit!
Margit Niederhuber, Zyklusleiterin |