"Kaum geschafft, schon wieder abgeschafft?"

 

kosmos.frauenraum: Prominentes Frauentag-Programm, aber finanzielle Notsituation

Eines Tages soll der "VDay" in die Geschichte eingehen als "Victory Over Violence Day". Bis dahin, und solange es Gewalt gegen das Frauengeschlecht gibt, finden weltweit Benefiz-Abende mit Eve Enslers "Bagina-Monologen" statt.

In Wien schließt sich der kosmos.frauenraum dieser Bewegung an. An der Lesung am 7. März nehmen prominente Künstlerinnen (Brigitte Antonius, Andrea Eckert, Elke Krystufek) teil, der Erlös geht an den Frauennotruf und "VDay International".

Dabei steht die Mittelbühne selbst vor dem Ruin. Bisher sind über 2 Millionen Euro Steuergelder in die Betriebsaufnahme geflossen. "Werden die jetzt in den Wind geschrieben? Motto: Kaum geschafft, schon wieder abgeschafft?" fragt sich die Leiterin Barbara Klein.

KÜNDIGUNGEN Die Jahressubvention bleibt nämlich großteils aus, Mitarbeiterinnen haben die Kündigung in der Hand. Mit 800.000 Euro beziffert Klein ihren Subventionsbedarf an Stadt (580.000 Euro) und Bund (220.000 Euro). Vom Bund kamen 60.000 Euro, die Stadt gab bisher 220.000 Euro. "Stadtrat Mailath-Pokorny hat uns ausreichend Finanzierung in Aussicht gestellt. Und wir warten seit Weihnachten auf seine Vermittlung mit Staatssekretär Franz Morak," so Klein.

Dieser Tage gibt es wieder einen Temrin im Kulturamt. Was Klein erwartet? "Dass Mailath-Pokorny seinem Programm gemäß agiert, das besagt, dass man Frauen in der Kunst fördern muss. Wir gehen nicht ins Sozialministerium. Man schickt ja auch nicht die Rabenhof-Leitung ins Männerreferat."

DenVorwurf der Ghettoisierung von Frauen durch den eigenen Raum und das frauenspezifische Programm lässt sie nicht gelten: "Hier bekommt ja niemand einen Jahresvertrag. Die Künstlerinnen arbeiten nach weiblichen Bedürfnissen und unter optimalen Voraussetzungen. Sie schöpfen Kraft, um ihren Weg weiter zu gehen."

Und es gibt genug Publikum, das diese Ergebnisse dann auch sehen will: Das haus war im ersten Jahr (Vorstellungen täglich außer Sonntag) zu 70 Prozent ausgelastet, der Saal bietet bis zu 200 Sitzplätze.

Caro Wiesauer, aus: Kurier, 6. März 2002