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Kosmos-Frauen-Widerstand
Vor ziemlich genau zwei Jahren haben wir - noch nicht wissend,
daß wir Kosmos-Frauen werden würden - nach langen Verhandlungen
und Hingehaltenwerden das ehemalige Pornokino Rondell besetzt. An
diesem Ort, der jahrzehntelang einer ganz anderen - gegensätzlichen
- Bestimmung diente, entstand kulturelles und politisches Leben
von Frauen für Frauen, an dem auch Männer solidarischen Anteil hatten.
Es entstand Auseinandersetzung über unsere Ansprüche, über politische
Strategien und Vorstellungen über Kulturschaffen, die ohne Ausgrenzung
auskam, in die sich einbrachte, wer mit dem allgemeinsten Ziel einverstanden
war: "Die nackte Wahrheit, Frauen brauchen Raum." Für die Wochen
der langen Tage und Nächte im Rondell hatten wir uns Raum erobert,
"Link" wurde vom Begriff zum real existierenden Netz von Verbindungen.
Doch es kam anders: Nun ist, nun wird Frauenraum im Kosmos, in welchem
für mich zwei wesentliche Erfahrungen aufgehoben sind. Die eine
Erfahrung: Daß wir, wenn wir gemeinsam kämpfen, siegen können; daß
wir mit dem nötigen Selbstbewußtsein und der erforderlichen Radikalität,
mit Schläue und Solidarität erreichen können, was wir uns als Ziel
gesetzt haben. Aber auch die andere Erfahrung: Daß unsere Erfolge
prekär sind - und bleiben, weil unser Leben prekär ist und bleibt,
solange die herrschenden gesellschaftlichen Strukturen bleiben wie
sie sind. Bei aller Polarisierung in der aktuellen politischen Situation:
Wer am neoliberalen Grundkonsens, an der heiligen Dreifaltigkeit
von Markt, Macht und Mobilität auch nur kratzt, geschweige denn
zu rütteln wagt, wird mit Ausgrenzung, mit "Nicht dazu gehören",
mit "Nicht gehört werden" bestraft. Denn obwohl wir Kosmos Frauenraum
nun haben und nutzen können, finden wir uns unter der Hand wieder
in der Position der Wartenden. Als sei Warten eine natürliche Eigenschaft
von Frauen. Warten auf Entscheidungen von Männern - oder von Frauen
in Männerfunktionen, bei denen dann bereits die Bezeichnungen Mühe
machen: Frau Bundesparteiobmann, Frau Landeshauptmann, Frau Vizekanzler
... Und weil wir dieses Warten mit den bildlich dazugehörenden Händen
im Schoß verweigern und statt dessen Tun, werden wir von Frauen
zu lästigen Personen, mit denen man in den Institutionen der Entscheidungen
nichts zu tun haben möchte ... Ich wünsche mir, daß Kosmos der Raum
wird, in dem wir diese beiden Erfahrungen hüten, an ihnen arbeiten,
mit künstlerischen und politischen, feministischen und sozialen
Mitteln, historischen und aktuellen Bezügen, listig und widerständig.
Gerade in der Konfrontation mit der Lumpheit, der Dumpheit der jetzigen
Regierung, die nicht aus dem Nichts über das Land hereingebrochen
ist, entsteht die Notwendigkeit, die österreichische Gesellschaft
neu zu denken.
Claudia Krieglsteiner ist Landessekretärin der KPÖ Wien
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